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Interview mit Professor Moser...
Übergabe der Zeitschriften an die Studienbibliothek...

 

Wie diese Idee entstand...

Zu den Aufgaben des Fördervereins gehört, neben anderen und greifbareren, auch der "Ausbau der Studienbibliothek" - doch was hat man sich darunter vorzustellen, oder anders gefragt: Was ist an der Studienbibliothek ausbaufähig?

Ein kleiner Rundgang durch die Büchersammlung der Fachoberschule zeigt sehr schnell, daß die "einschlägigen Werke" im großen und ganzen vorhanden sind. Natürlich könnte man hier noch ein Buch dazustellen, dort würde auch noch etwas passen, eventuell die neueste Ausgabe von …? Oder noch eine Sammlung über …? 

Spätestens an dieser Stelle zeigt sich, daß eine sinnvolle Erweiterung des Bücherbestandes nicht ganz so einfach ist - etwas Besonderes soll es sein, etwas, das möglichst viele der LehrerInnen und SchülerInnen nutzen können, das sich auch abhebt vom herkömmlichen Schul- oder Lehrbuch und das vor allem nicht nur trockenes Wissen vermittelt, sondern auch in der Benutzung Spaß macht.

Auf Basis dieser Überlegungen entstand die Idee, eine Zeitschrift zu schenken, die all diese Kriterien erfüllt und zudem noch so nah an der unmittelbaren Realität und Aktualität ist, daß auch die oft übliche Distanz zwischen Leser und Gelesenem auf ein Minimum reduziert wird.

Die Wahl fiel auf Literatur in Bayern. Diese Zeitschrift, herausgegeben seit 1985 (zunächst vom Institut für Bayrische Literaturgeschichte der LMU, seit Oktober 2001 vom Institut für Bayrische Kulturgeschichte), zeichnet sich vor allem durch eine besondere Perspektive auf die bayrische Literaturgeschichte aus, die, fernab von den mitunter etwas sterilen Artikeln und Aufsätzen in den einschlägigen Standardwerken der Literaturgeschichte, Literaturstreifzüge zu einem spannenden, aber auch anspruchsvollen Erlebnis macht; ein Erlebnis, das auch zu eigenem Nachdenken anregen soll und muß, wie es Prof. Dr. Dietz-Rüdiger Moser, der namentliche Herausgeber, im Vorwort zur 60. Ausgabe (Juni 2000) rückblickend zusammenfaßt: "hat sie [die Zeitschrift] das literarische Leben im Lande dokumentiert, Schriftsteller porträtiert und in eigenen Beiträgen zu Wort kommen lassen, immer wieder hat sie Fragen der Wissenschaft aufgegriffen und eigene Denkanstöße zu geben versucht...."

Nicht Reproduzieren ist demnach gefragt, sondern Impulse sammeln, um selbst etwas herauszufinden und zu hinterfragen, um eigene Ideen zu entwickeln und sich nicht blenden lassen von Gemeinplätzen.

Anknüpfend an diese Position hat der Förderverein der Fachoberschule diese Zeitschrift gestiftet (einschließlich Schenkung aller bisher erschienen 66 Hefte!), die von nun an in der Studienbibliothek allen Lehrkräften und selbstverständlich auch den SchülerInnen zur Verfügung steht.

Wir wünschen viele anregende Lesestunden!

Ihre Clarissa Höschel

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Prof. Dr. Dietz-Rüdiger Moser5Zur Annäherung an die Zeitschrift veröffentlichen wir an dieser Stelle ein Interview mit dem Herausgeber,
Prof. Dr. Dietz-Rüdiger Moser, das am vergangenen 28. März entstanden ist. Das Interview führte Clarissa Höschel.

Die Zeitschrift Literatur in Bayern wird seit 1985 herausgegeben. Welche Motivation steckte hinter der Gründung dieser Zeitschrift?

Die Idee entstand zunächst einmal im Zusammenhang mit der Gründung des Lehrstuhls für Bayrische Literaturgeschichte und sollte Antworten geben auf die grundsätzliche Frage nach der bayrischen Literatur im historischen Kontext und dabei gleichzeitig ein Forum sein für Literaten.
Zudem stand von Anfang an fest, daß sie sowohl Primär- als auch Sekundärliteratur, also neben Lyrik und Prosa auch alle Arten von Abhandlungen zum Thema enthalten sollte.

Bei dieser grundsätzlichen Überlegung zum Konzept der Zeitschrift hat auch die Tatsache eine nicht unerhebliche Rolle gespielt, daß die deutsche Literaturgeschichtsschreibung im allgemeinen Mittel- und Norddeutschland mit den Literaturzentren Preußen, Leipzig und Weimar bevorzugt dargestellt hat.
Wir wollten demgegenüber das landessprachliche Süddeutschland - und das heißt, denkt man an das Mittelalter, nicht nur das lateinische, sondern auch die seit dem Spätmittelalter bestehende deutschsprachige Literatur - und ganz allgemein die literarischen Beziehungen von und nach Bayern darstellen, mit den Zentren München, Nürnberg, Ingolstadt, Augsburg und Ansbach, um nur die wichtigsten zu nennen.

Neben Ihnen als dem namentlichen Herausgeber steht hinter der Zeitschrift zunächst der Lehrstuhl für Bayrische Literaturgeschichte, seit Oktober 2001 der Lehrstuhl für Bayrische Kulturgeschichte. Hat sich dieser Wechsel der Herausgeberschaft auf Inhalt und Konzept der Zeitschrift ausgewirkt, und wenn ja, in welcher Weise?

Ausgewirkt hat es sich dahingehend, daß seitdem auch verstärkt bildende Kunst, Musik oder Theater und deren Geschichte dokumentiert und analysiert werden, was umgekehrt auch der Literatur sehr zugute kommt, denn die kulturellen Bezüge werden sehr viel deutlicher.

Aktuellstes Beispiel hierfür ist der Artikel über Arnold Böcklin in der März-Ausgabe, der zeitgleich mit der Ausstellung der Bayrischen Staatsgemäldesammlung erscheint und sowohl einige der wichtigsten Werke des Malers zeigt als auch seine Beziehungen zu Literatur und der Kunststadt München z.B. in den Personen Paul Heyse und Graf Schack darstellt.

In der gleichen Ausgabe finden sich übrigens auch bislang unbekannte Zeichnungen von Heinrich Mann und mehrere Artikel zum 200. Geburtstag Nestroys.

Die Zeitschrift bietet seit den Anfängen einen detaillierten Überblick über die bayrische Literaturszene. Wie würden Sie zusammenfassend diese Szene beschreiben und welche Veränderungen haben sich Ihrer Meinung nach in den letzten 15 Jahren bemerkbar gemacht oder gar vollzogen?

Die derzeitige bayrische Literaturszene setzt sich zusammen aus ungefähr 1.500 Literaten, davon etwa ein Drittel, also 500, hauptberuflich. Von diesen 500 arbeiten 60 % im Sachbuch-Bereich und 40% sind Belletristen.
Daneben gibt es weit über 120 literarische Vereinigungen, von der Dauthendey-Gesellschaft bis hin zu den Freunden bayrischer Literatur.
Und München ist nach New York die Stadt mit den meisten Verlagen, über 450 sind es heute noch.

Seit Bestehen der Zeitschrift sind viele literarische Zeitschriften verschwunden, denn das Interesse an Belletristik hat - im Gegensatz zum Interesse am Sachbuch - deutlich nachgelassen. Gleichzeitig sind auch komplette Bavarica-Verlage verschwunden und die Bavarica-Abteilungen anderer Verlage sind deutlich geschrumpft. Insgesamt verlegen süddeutsche Verlage mittlerweile mehr internationale Literatur als bayrische, sodaß man sagen kann, daß sich allgemein ein Trend hin zu Internationalisierung abzeichnet.

Uns ist es aber gerade deshalb, auch ganz besonders im Zeitalter der Globalisierung sehr wichtig, Heimat und Identität zu schaffen - uns ganz bewußt entgegen des Trends auf ein kleineres Gebiet zu beschränken, das dafür aber umso detaillierter zu beleuchten.

Der Anspruch der Zeitschrift zeichnet sich vor allem durch eine besondere Perspektive auf die bayrische Literaturgeschichte aus, die, fernab von den mitunter etwas sterilen Artikeln und Aufsätzen in den einschlägigen Standardwerken, Literaturstreifzüge zu einem spannenden, aber auch anspruchsvollen Erlebnis macht, das zu eigenem Nachdenken anregen soll und muß. Wie wichtig ist dieser Ansatz heute noch?

Wichtiger denn je! Weil wir auch vielseitiger denn je sind, und Vielseitigkeit wird ebenfalls immer wichtiger.
Unsere Leserschaft ist vielseitig - vom Wissenschaftler bis zur Sekretärin, vom Studenten bis zum Pensionär ist alles vertreten. Auch die Autorenschaft reicht von ganz jungen (noch unbekannten) über weniger bekannte Autoren bis hin zu den Großen der Literaturszene, und dieser Vielseitigkeit auf beiden Seiten versuchen wir gerecht zu werden, ganz nach dem Motto: "Wer Vieles bringt, wird Manchem etwas bringen". Unsere Artikel sind zwar fachlich sehr hochwertig, aber dennoch nicht explizit für ein elitäres Spezialpublikum geschrieben

Wie hat sich die Zeitschrift seit ihrem Bestehen in Bezug auf Auflage und Leserschaft entwickelt und wie schätzen Sie die Zukunftsperspektiven ein?

Zu Beginn haben wir mit einer Auflage von 3.000 Stück gearbeitet, um die Zeitschrift erst einmal bekannt zu machen und Stammleser zu gewinnen. Mittlerweile haben wir eine stabile Auflage von 2.000 Stück, von denen allein 400 in Bibliotheken gehen, wo sie einem breiten Publikum zugänglich sind. 700 Exemplare sind von Privatpersonen abonniert und der Rest geht in den freien Verkauf, ein Teil davon ins Ausland.
Nachdem sich diese Konstellation schon seit Jahren eingependelt hat, können wir auch weiterhin mit dieser Leserschaft rechnen.

Was das Material betrifft, so hätten wir genug für Jahrzehnte, denn neben den unzähligen Ideen und Projekten, die bereits jetzt existieren, ist es erfahrungsgemäß so, daß die Vorbereitung einer einzelnen Ausgabe wiederum Ideen für mehrere weitere Ausgaben liefert.

Wirtschaftlich gesehen hängt die Zeitschrift am Lehrstuhl für Bayrische Kulturgeschichte und damit auch an meiner Person. Nachdem ich aber in absehbarer Zeit ausscheiden werde, ist unklar, welche Konsequenz dies für den Lehrstuhl und damit auch für die Zeitschrift haben wird. Umgekehrt gäbe es natürlich auch verschiedene Alternativen für eine von einem Lehrstuhl unabhängige Zeitschrift - mit anderen Worten: die wirtschaftliche Zukunft der Zeitschrift ist noch offen.

Literatur in Bayern wird nun auch in der Studienbibliothek der FOS für Wirtschaft, Verwaltung und Rechtspflege der Lehrer- und Schülerschaft zur Verfügung stehen. Was können Sie den Schülerinnen und Schülern, von denen die allermeisten sicher kein geisteswissenschaftliches Studium absolvieren werden, in Bezug auf Literatur mit auf den Weg geben?

Wer allgemeine Bildung und Weltoffenheit anstrebt, muß auch wissen, welche Rolle die Literatur dabei spielt, denn die allermeisten Vorgänge, im kleinen wie im großen, spiegeln sich in der literarischen Fiktion wider, und wer mehr über sich selbst und die Welt erfahren will, muß sich auch mit Literatur beschäftigen und zur Kenntnis nehmen, wie Schriftsteller und Gelehrte mit dem umgehen, was sie umgibt.

Herr Professor Moser, ich danke Ihnen sehr für das Gespräch!

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Übergabe der Zeitschriften
am 09. April 2002
an Martha Gilg,
der Verantwortlichen der Studienbibliothek

 

Frau Gilg, was werden Sie nun mit den Zeitschriften anfangen?

Zunächst einmal einige selber lesen! Auf den ersten Blick sind mir doch ein paar Artikel aufgefallen, die mich auch persönlich sehr interessieren!

Was die Einführung der Zeitschrift in der Schule betrifft, denn darauf zielte sicher Ihre Frage, so werde ich sie in der nächsten Fachkonferenz erst einmal allen Kollegen vorstellen, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann.

Zur Verwendung im Unterricht fallen mir spontan die Fachreferate ein, die wir in den 12. Klassen schreiben und für die die Zeitschrift sicher eine ergiebige Quelle an Sekundärliteratur darstellt.

Dann ist mir aufgefallen, daß viele Artikel auch oft mit historischen und manchmal auch mit sozialkritischen Bezügen und Fakten umgehen, und das kommt mir als Lehrerin für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde natürlich sehr gelegen, da ich ohnehin bemüht bin, fächerübergreifend zu arbeiten.
Gerade Themen wie beispielsweise die verschiedenen Aspekte des Dritten Reiches - der soziale, der politische, der literarische, der ethische - oder auch die Debatte des Bayrischen Landtags über Sprache und Kultur in Bayern sind für unsere Schüler sehr interessant und können durch die Zeitschrift nur bereichert werden.

Aber auch die rein literarischen Artikel lassen sich zum Teil sehr gut verwenden, denkt man z.B. an Schriftsteller wie Oskar Maria Graf, Ödön von Horvath, Lion Feuchtwanger oder Bert Brecht, die an unserer Schule sehr viel gelesen und behandelt werden und auch in den Zeitschriften präsent sind. Daraus wird sich sicher so manche gute Anregung für den Unterricht gewinnen lassen.

Und schließlich gibt es ja auch noch einen Wahlkurs Kunst, der sicher besonders von den Ausstellungsberichten und -artikeln profitieren wird, ganz aktuell ist in diesem Zusammenhang ja die Böcklin-Ausstellung, der ein Teil des aktuellen Heftes gewidmet ist.

Alles in allem finde ich diese Aktion sehr gelungen und bin jetzt schon sicher, daß andere Kollegen auch noch einige interessante Ideen zur Verwendung der Zeitschrift haben werden.

Jetzt ist aber erstmal das Selber-Lesen wichtig, und darauf freue ich mich schon sehr!

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